Donnerstag, 13. August 2015

Der wirkliche Name Gottes



"Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas seltenes, - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel."

Friedrich Nietzsche

Irrsinnig ist, wer heute noch an den "lieben Gott" glaubt. Dabei geht es nicht um die Frage, ob Gott existiert oder nicht. Denn unabhängig davon, ob er noch etwas anderes sein könnte, ist "Gott" in jedem Fall ein vom Mythos im kollektiv Unbewussten einprogrammierter, künstlicher Archetyp nach Carl Gustav Jung. Es ist also nicht so, dass Gott nicht existiert, auch wenn er "nur" Einbildung ist. Heutzutage sollten wir das verstehen können: Eine Software ist materialistisch betrachtet ein "Nichts", dennoch können PCs nur auf der Basis ihres einprogrammierten Betriebssystems funktionieren.

Ähnlich ist es bei einem Volk, das einen Gott anbetet: Es funktioniert nur auf der Basis der Religion, der Rückbindung auf den künstlichen Archetyp im kollektiv Unbewussten. Die Funktionsfähigkeit eines religiösen Volkes bzw. der religiös verblendeten Untertanen bemisst sich danach, wie viel Reichtum, Ruhm und Ansehen die Untertanen den Herrschenden verschaffen. Vermehren sie den Reichtum der Herrschenden, sind sie "gute" Untertanen, gelingt ihnen dies nicht, sind sie "schlechte" Untertanen, und wenn sie den Reichtum, den Ruhm oder das Ansehen der Herrschenden vermindern, sind sie "böse" Untertanen.

Der "aufgeklärte" Bürger des 21. Jahrhunderts wird sich sagen: "Wenn das so ist, will ich ein böser Untertan sein!" Viele haben das versucht, sind dabei aber nicht glücklich geworden. Wer "halbwegs glücklich" sein will (und den Link erst einmal ignoriert), bemüht sich weiterhin, ein guter Untertan zu sein und sieht zu, dass beim Speichellecken an den "Reichen und Mächtigen" ein paar Krümel für ihn abfallen. Friedrich Nietzsche fand dafür die treffende Bezeichnung "Glück der Knechte".

Der "Unglaube" befreit nicht von der Religion, sondern allein der Erkenntnisprozess der Auferstehung (aus dem geistigen Tod der Religion). Wer kein Untertan mehr sein will, muss den wirklichen Namen Gottes erkennen. Das ist nicht leicht, denn der Archetyp will anonym bleiben, um weiterhin mit seinem Gegenpol, dem "bösen Teufel" (die Schlange im Paradies-Mythos), sein Unwesen treiben zu können. Und selbst wenn Gott erkannt, d. h. für die ersten Auferstandenen tot ist, treibt er noch immer sein Unwesen, solange ihn nicht alle erkannt haben, oder wenigstens eine "kritische Masse" des Volkes.

Als die Herrschenden noch wirkliche Herrscher waren, kannten sie selbstverständlich den wirklichen Namen Gottes und das arbeitende Volk durfte ihn nicht kennen, damit die Herrschenden weiterhin herrschen konnten. Die guten Herrscher dachten ihr Leben lang darüber nach, wie sie auch ohne Gott herrschen konnten, während das den weniger guten Herrschern ziemlich egal war; Hauptsache, sie konnten überhaupt herrschen. Erst Jesus von Nazareth, der nicht als Herrscher geboren war, erkannte nicht nur aus eigener Kraft den wirklichen Namen Gottes, sondern fand auch als erster Denker in der bekannten Geschichte die einzige Lösung (Erlösung), wie alle Menschen zu Königen werden, und nannte diesen eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation das "Königreich des Vaters":

(NHC II,2,113) Seine Jünger sagten zu ihm: "Das Königreich, an welchem Tag wird es kommen?" Jesus sagte: "Es wird nicht kommen, wenn man Ausschau nach ihm hält. Man wird nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort", sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht."

Die kollektive Blindheit (der geistige Tod der Religion) ist bis heute erhalten geblieben. Zu Lebzeiten des Jesus von Nazareth waren die wirklichen Herrscher längst ausgestorben und unter den "Pharisäern und Schriftgelehrten" (heute in etwa zu übersetzen mit "Politiker/Schweinepriester und Rechtsverdreher") fand sich niemand mehr, der ihn hätte verstehen können. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den alten Gott Jahwe zum dreifaltigen Gott (Vater / Sohn / heiliger Geist) umzuprogrammieren:

(NHC II,2,016) Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu werfen, und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, um Spaltungen auf die Erde zu werfen, Feuer, Schwert, Krieg. Es werden nämlich fünf in einem Hause sein. Drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden als Einzelne dastehen.
(NHC II,2,030) Wo drei Götter sind, sind sie Götter; wo zwei oder einer sind, - ich bin mit ihm.
(NHC II,2,044) Wer den Vater lästern wird, dem wird man vergeben; wer den Sohn lästern wird, dem wird man vergeben; wer aber den heiligen Geist lästern wird, dem wird man nicht vergeben, weder auf der Erde noch im Himmel.
(NHC II,2,055) Wer nicht seinen Vater hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können. Und wer seine Brüder nicht hasst und seine Schwestern und nicht sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.
(NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennen wird, er wird Sohn der Hure genannt werden.
(NHC II,2,106) Wenn ihr die zwei zu einem macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: "Berg, hebe dich hinweg!", wird er verschwinden.

Die "heilige katholische Kirche", die nie besonders gut darin war, Rätsel zu lösen, konnte mit den originalen Worten des Jesus von Nazareth nichts anfangen. Sie macht sich bis heute viel lieber einen Sport daraus, dass das Rätsel mit Sicherheit ungelöst bleibt, und befindet stattdessen das Folgende für "geistreich":

(Matthäus 10,34-35) Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
(Matthäus 18,20) Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
(Lukas 12,10) Und wer ein Wort gegen den Menschensohn sagt, dem soll es vergeben werden; wer aber den heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden.
(Matthäus 10,37-38) Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.
(unwissenschaftliche Übersetzung / "moderne" theologische Interpretation von NHC II,2,105) Wer den Vater und die Mutter kennt, kann der Sohn einer Hure genannt werden?
(Matthäus 18,19) Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. (Matthäus 17,20) Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

Wer sich bemüht, aus dem sinnfreien Geschwätz im neuen Testament der Bibel etwas Sinnvolles herauszulesen, ohne die originalen Gleichnisse im nichtbiblischen Thomas-Evangelium zu kennen, muss zwangsläufig irrewerden. Aus diesem Irrsinn heraus ist es gar nicht mehr vorstellbar, dass Jesus überhaupt irgendetwas Sinnvolles entdeckt haben könnte. Aber was machte ihn dann zur berühmtesten Persönlichkeit der Welt, auf der bis heute die planetare Zeitrechnung basiert? Die Antwort ist ebenso einfach wie eindeutig…


…und erklärt auch, warum noch zwei Weltkriege stattfinden mussten, ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit vorübergehend wieder in die Primitivität des Staatskapitalismus (auch "Kommunismus" oder "real existierender Sozialismus" genannt) zurückfiel und der ganzen Menschheit heute die atomare Selbstvernichtung droht,…


…obwohl "Die Verwirklichung des Rechtes auf den vollen Arbeitsertrag durch die Geld- und Bodenreform" (Silvio Gesell, 1906) schon lange vor dem 1. Weltkrieg geschrieben war: Wer den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor im kollektiv Unbewussten als den "lieben Gott" anbetet, kann die Befreiung der Marktwirtschaft (Paradies) vom parasitären Gegenprinzip des Privatkapitalismus (Erbsünde) gar nicht erst andenken:


Das ist die "moderne" Welt, in der wir leben: Die "westliche Zivilisation" ist nichts weiter als ein Cargo-Kult, wobei es sich beim "Cargo" noch nicht einmal um eine originale Heilige Schrift handelt, sondern um die "Bildzeitung der Antike" (die vier biblischen Evangelien). Aus der anfänglichen Vielzahl urchristlicher Strömungen blieb die dümmste erhalten, die sich nicht damit begnügte, sich zielsicher die dümmsten Schriften herauszusuchen, sondern auch alle anderen urchristlichen Schriften für "häretisch" (gotteslästerlich) erklärte und verbrannte.

Doch "Unwissenheit ist ein Segen", sagt sich der Verräter, bis das "Brett vorm Kopf" ihn nicht mehr schützt: http://www.juengstes-gericht.net


Stefan Wehmeier, 13.08.2015


Montag, 3. August 2015

Selbständiges Denken



"Die Frage nach dem Weg aus dem Kapitalismus war nie so aktuell wie heute. Sie stellt sich in radikal neuer Weise und Dringlichkeit. Aufgrund seiner Entwicklung selbst – technowissenschaftliche Umwälzung, Informatisierung und Roboterisierung – hat der Kapitalismus eine innere wie äußere Grenze erreicht, die er nicht zu überschreiten vermag und die ihn zu einem System macht, das nur mit Hilfe von Tricks die Krise seiner grundlegenden Kategorien – Arbeit, Wert, Kapital – überlebt."


Der Autor wusste nicht, was der Kapitalismus ist, wollte es auch gar nicht wissen und konnte somit die "Mutter aller Zivilisationsprobleme" niemals gefährden; das gleiche galt (und gilt noch) für seine Leser. Es war ihm wichtiger, sich mit sinnfreien Artikeln "wichtig" zu machen, anstatt mit dem selbständigen Denken anzufangen. Ein selbständig denkender Mensch braucht den Artikel nicht zu lesen; die typischen Denkfehler, die er beinhaltet, sind vollständig vorhersehbar, wenn man nur das Folgende über den Autor weiß:

André Gorz (* 9. Februar 1923 in Wien als Gerhard Hirsch; † 22. September 2007 in Vosnon, Frankreich) war ein französischer Sozialphilosoph österreichischer Herkunft. Seit den 1950er-Jahren lebte er als Publizist in Frankreich, war Mitarbeiter Jean-Paul Sartres und Mitbegründer des Nachrichtenmagazins Le Nouvel Observateur.
Über lange Jahre ein Anhänger Sartres existentialistischer Variante des Marxismus, brach Gorz mit Sartre nach dem Pariser Mai 1968. André Gorz wandte sich der politischen Ökologie zu und wurde deren führender Theoretiker. Zentrales Thema in den Überlegungen Gorz’ ist die Frage der Arbeit: Befreiung von der Arbeit, gerechte Verteilung der Arbeit, Entfremdung in der Arbeit. Recht auf Arbeit und Pflicht zur Arbeit gehörten für ihn lange zusammen, bis er sich auch für ein Grundeinkommen aussprach.


Selbständiges Denken muss man sich leisten können; das ist die ganze Erklärung. Wer nur "Papier beschmutzt" und davon auch noch leben will, darf nur das schreiben, was das Zielpublikum hören will. Besonders leicht macht man es sich dabei, wenn man sich an irgendeine "Denk"tradition (Sartres existentialistische Variante des Marxismus) anheftet, für die bereits ein Zielpublikum existiert. Wenn es dem "Papierbeschmutzer" nun gelingt, das Zielpublikum mit irgendetwas zu begeistern, glaubt er auch selbst an das "irgendetwas", unabhängig davon, ob es wissenschaftlich haltbar ist oder nicht. Denn schließlich kauft das Publikum ja sein "beschmutztes Papier", sodass er einigermaßen davon leben kann. Für solche Patienten gilt uneingeschränkt:

Dem Volke habt ihr gedient und des Volkes Aberglauben, ihr berühmten Weisen alle! - und nicht der Wahrheit! Und gerade darum zollte man euch Ehrfurcht.

Wer dagegen konsequent bei der Wahrheit bleibt, darf nicht darauf hoffen, in "dieser Welt" ein Publikum zu finden, von dem er leben kann:

Frei vom Glück der Knechte, erlöst von Göttern und Anbetungen, furchtlos und fürchterlich, groß und einsam: so ist der Wille des Wahrhaftigen.

Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.

In einem ganz besonderen Maße gilt dies für die Überwindung des Kapitalismus, denn der heutige "von Gott geschaffene Kulturmensch" ist ein Kapitalist…

"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde": von der Zeit an sitzt der Reiche im Himmel und der Arme liegt auf der Erde.

(Alte jüdische Weisheit)

…und will es bis zum Jüngsten Tag auch bleiben!

Selbstverständlich kann immer nur ein kleiner Teil der halbwegs zivilisierten Menschheit reich sein (Himmel der Zinsgewinner), während die überwiegende Mehrheit arm ist (Hölle der Zinsverlierer). Solange aber alle glauben, Zinsen, Renditen und private Bodenrenten (leistungslose Kapitaleinkommen) müssten wohl auf "Apfelbäumchen" wachsen und nicht durch die Mehrarbeit anderer, gibt man die Hoffnung nicht auf. Die ganze Welt zu verändern erscheint dem "Normalbürger" als eine in jedem Fall "unerreichbare Utopie", und so beschränkt er sich darauf, eines unbestimmten Tages auf Kosten anderer existieren zu können, damit andere nicht länger auf seine Kosten existieren. In welchem Maße dies jeweils unbewusst oder teilweise bewusst geschieht, spielt keine Rolle. Eine dritte Möglichkeit – die eigentliche Definition von Leben – ist in "dieser Welt" nicht vorgesehen, also bleibt ihm wohl nichts anderes übrig. Für die Bewusstwerdung ist es aber in jedem Fall von Vorteil, schon mal die richtige Musik zu hören:


(Die schlechte Klangqualität bitte ich zu entschuldigen, aber Musikwiedergabesysteme nach dem tatsächlichen Stand der Technik (Schleichwerbung muss sein) können sich heutzutage nur noch die Zinsgewinner leisten.)

Wer mit dem selbständigen Denken angefangen hat, muss noch immer einen langen Erkenntnisprozess durchlaufen, um bei dem anzukommen, was schon fünf Jahre vor der Geburt unseres "halbwegs berühmten Weisen" geschrieben wurde:

"Der Kurzsichtige ist selbstsüchtig, der Weitsichtige wird in der Regel bald einsehen, dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist."

Silvio Gesell (Vorwort zur 3. Auflage der Natürlichen Wirtschaftsordnung, 1918)

Für einen Zinsgewinner, der schon reich geboren wurde (Kapitalakkumulationen werden weitervererbt und können in "dieser Welt" über viele Generationen weiter verzinst werden; daher die passende Bezeichnung "Erbsünde"), ist es nicht leicht, sich in die Gedankenwelt eines Armen zu versetzen, so wie es umgekehrt einem gewöhnlichen Zinsverlierer schwer fällt, sich "die da oben" als ganz gewöhnliche Sterbliche vorzustellen, die ihm nichts Böses wollen und die sich auch nur die Trivialitäten leisten können, die es schon gibt. Nur der bedauerliche Umstand, dass der Arme sich bis an sein Lebensende nicht einmal das leisten kann, lässt ihn die Welt der "Reichen und Mächtigen" als begehrenswert erscheinen. Nach diesem Prinzip hat das zivilisatorische Mittelalter (Zinsgeld-Ökonomie) – von einem zwangsläufigen Krieg bis zum nächsten – schon immer funktioniert: Im so genannten "Alltag" arbeiten sich die Armen zu Tode und die Reichen langweilen sich zu Tode.

Um wie viel interessanter und gleichzeitig friedlicher das wahre (vollständig zivilisierte) Leben in der Natürlichen Wirtschaftsordnung wird, also in der vom Privatkapitalismus (Erbsünde) befreiten Marktwirtschaft (Paradies), kann weder der an den Zinsgewinn Gewöhnte, noch der den Zinsgewinn Anstrebende auch nur ansatzweise ermessen. Diese Unfähigkeit, das wahre Leben zu erkennen, heißt in der originalen Heiligen Schrift (die Bibel bis Genesis_11,9 sowie ein wesentlicher Teil der Nag Hammadi Schriften) der "geistige Tod der Religion":

(Genesis 2,15-17) Und Gott der HERR nahm den Menschen (freier Unternehmer) und setzte ihn in den Garten Eden (freie Marktwirtschaft), dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der HERR (künstlicher Archetyp Jahwe = Investor) gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen (Gewinn bringende Unternehmungen) im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen (Zinsgeld-Verleih) sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes (in religiöser Verblendung) sterben (Rückfall in die Barbarei).

Ein Barbar ist ein unzivilisierter oder erst halbzivilisierter Mensch, der sich nicht vorstellen kann, "dass im Gedeihen des Ganzen der eigene Nutz am besten verankert ist", und der es eben nicht vorzieht, "den eigenen Kopf etwas anzustrengen, statt fremde Köpfe einzuschlagen". Das hat gar nichts mit mangelnder "Moral" (nur irgendeine traditionelle Verhaltensweise) zu tun, sondern allein mit mangelnder Intelligenz:


Schlimmer als die Barbaren (also gar nicht zivilisiert, bzw. die Zivilisation ablehnend) sind die Kommunisten (Staatskapitalisten), die, auch wenn sie vorgeblich "ungläubig" sind, noch weiter "aus dem Paradies vertrieben" wurden (d. h. die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Privatkapitalismus verloren haben) als alle anderen:


Die Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe = Investor) verbirgt die Erbsünde und das bewusste Erkennen der Erbsünde ist die "Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion", die zuerst dem Propheten Jesus von Nazareth gelang:

(NHC II,3,21) Diejenigen, die sagen: "Der Herr ist zuerst gestorben und dann auferstanden", sind im Irrtum. Denn er ist zuerst auferstanden und dann gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, wird er sterben.


Damit ist allerdings noch nichts gewonnen,…


…denn man muss auch wissen, wie die Erbsünde zu überwinden ist:


Und auch damit ist noch nichts gewonnen, solange es nicht alle wissen. Dabei würde es ausreichen, wenn der "Normalbürger" es überhaupt wissen wollte, denn diese "banalsten Selbstverständlichkeiten" kann jeder verstehen. Aber der "Normalbürger" will die Zivilisation gar nicht erst andenken, denn das würde ja seinen Lebenstraum zerstören, der darin besteht, irgendwann einmal – und sei es auch noch so aussichtslos – auf Kosten anderer zu existieren, damit andere nicht auf seine Kosten existieren!

Ein Leben in der Matrix (alle Vorurteile und Denkfehler, die der "Normalbürger" nötig hat, um "diese Welt" für die "beste aller möglichen Welten" zu halten) ist ja "so schön", sagt sich der Verblendete – aber nicht mehr lange! Als Auferstandener bemüht man sich nicht nur darum, alles zu erklären, was nicht schon erklärt ist, sondern stellt sich auch die Frage, wie schlimm es noch werden muss, damit die reale Angst vor dem Untergang unserer "modernen Zivilisation" insgesamt größer wird, als die seit Jahrtausenden eingebildete Angst vor dem "Verlust" des Glaubens an den "lieben Gott".

Bisherige zeitliche Prognosen waren zugegebenermaßen von Wunschdenken beeinflusst, denn wer irgendeine Sache – in diesem Fall den eigentlichen Beginn der menschlichen Zivilisation – gern verwirklicht sehen möchte, überschätzt die Faktoren, die das Geschehen beschleunigen, und unterschätzt jene, die das noch bestehende Elend hinauszögern. Insbesondere bei dieser für die ganze Menschheit existenziellen Angelegenheit ist es nicht leicht, wieder eine gesunde "Leck mich am Arsch"-Einstellung zu entwickeln, die nötig ist, um alles Wunschdenken hinter sich zu lassen.

Mittlerweile ist es mir egal, wann die Zinsgeld-Ökonomie endgültig zusammenbricht und niemand kann sagen, ich hätte nicht rechtzeitig vor der prinzipiellen Unausweichlichkeit dieses seit langem vorhergesagten Ereignisses gewarnt:


Wie ohne Wunschdenken nicht anders zu erwarten, wird das zivilisatorische Mittelalter von den "Etablierten" bis zum absoluten "Geht nicht mehr!" hinausgezögert. Bis dahin bleibt jeder Versuch, die religiös verblendete Masse aufzuklären, ergebnislos. Versuchen wir also aus heutiger Sicht zu bestimmen, wann das "Geht nicht mehr!" eintreten muss. Einen ersten Hinweis erhalten wir aus der durchschnittlichen Dauer der Konjunkturzyklen:


Das volkswirtschaftliche Kreditangebot (der "Vater der Kultur" in der Heiligen Schrift) zieht sich periodisch vom Markt zurück und verursacht Wirtschaftskrisen, solange das Geld, als die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, nicht konstruktiv umlaufgesichert ist. Bis dahin muss das Volk den "großen Investor" anbeten, wenn es nicht verhungern will. Am Schluss wird aber alles Beten nichts mehr helfen, wenn die "großen Investoren" endgültig das Vertrauen verlieren, und zwar nicht nur das Vertrauen in die Privatwirtschaft, sondern auch in ihren ansonsten vertrauenswürdigsten Helfershelfer, den "lieben Staat".

Als auf dem bisherigen Höhepunkt der "Finanzkrise" 2008/2009 das Vertrauen in die Privatwirtschaft erschüttert wurde, wurden viele Zinsgeldersparnisse "zur Sicherheit" in mittel- bis langfristige Staatsanleihen umgeschichtet. Nur dadurch konnte die politische Seifenoper mit staatlichen "Konjunkturpaketen" und mancherlei anderem Unfug das (noch) bestehende Elend verlängern. Mittlerweile wird aber auch unter den Gutgläubigen immer offensichtlicher, dass der "liebe Staat" nur Unfug treibt,…


…sodass auch die Staatsanleihen – bis auf die der Bundesrepublik Deutschland – ihre "beste Bonität" verloren haben. Sobald das allgemeine Vertrauen in die Weltwirtschaft erneut erschüttert wird, wird "zur Sicherheit" nur noch in deutsche Staatsanleihen investiert. Darum kann die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (echte Soziale Marktwirtschaft) nur vom deutschen Volk ausgehen…


…und der Sargnagel des zivilisatorischen Mittelalters wird die Pleite Griechenlands sein:


Gehen wir davon aus, dass das Volk in Europa, um weiterhin den "großen Investor" anbeten zu dürfen, dumm genug ist, dem griechischen Staat ein drittes "Hilfspaket" zu gewähren, muss spätestens dann, wenn auch dieses verpufft ist, das "Vertrauen der Anleger" endgültig verloren gehen und die "hohe Politik" wird vor dem größten Scherbenhaufen der Geschichte stehen. Mit "politischen Mitteln" (Staatsverschuldung und Geldmengenausweitung) ist dann nichts mehr zu retten, sondern einzig und allein mit der schnellstmöglichen Durchführung einer freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform!

Es bleibt die Frage, wie das scheinbar hoffnungslos verblendete Volk noch rechtzeitig mit dem selbständigen Denken anfangen kann, bevor die öffentliche Ordnung auch in Deutschland zusammenbricht. Nur ein von allen "Etablierten" unerwartetes, globales Schockerlebnis, das in der religiös verblendeten Masse eine maximale Existenzangst auslöst, kann den Denkprozess in Gang setzen. Dazu werden nicht allein der rapide Zusammenbruch der Weltwirtschaft und täglich immer mehr Katastrophenmeldungen in den Massenmedien beitragen, sondern nicht zuletzt auch die Flüchtlingsströme, die sich schon jetzt und mit dem evident werden der globalen Liquiditätsfalle lawinenartig über das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ergießen werden. Es werden dann nicht nur immer mehr verarmte Menschen aus Afrika die Flucht nach Europa antreten, sondern auch immer mehr verarmte Menschen aus anderen europäischen Staaten die Flucht nach Deutschland.

Nebenbei bemerkt: So genannte "politische Flüchtlinge" gibt es gar nicht, sondern immer nur Wirtschaftsflüchtlinge. Weil die fehlerhafte (kapitalistische) Makroökonomie prinzipiell ein Heer von Arbeitslosen erzeugt, das bei negativer Außenhandelsbilanz eines Staates umso größer wird, dürfen sich die Staaten mit positiver Außenhandelsbilanz nicht wundern, wenn Flüchtlingsströme die durch die globale Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz erzeugten Missverhältnisse der in jedem Staat "Vielzuvielen" wieder auszugleichen suchen.   

Dass in der Natürlichen Wirtschaftsordnung nicht länger das Geld und die Sachkapitalien knapp sind, sondern im Gegenteil die menschliche Arbeitskraft zur ökonomisch knappsten Ressource und damit der arbeitende Mensch das Allerwertvollste wird, kann wohl erst nach dem Jüngsten Tag erfahren werden. Bis dahin muss das deutsche Volk nur eines begreifen: Das Geld läuft nicht mehr um, also brauchen wir eine konstruktive Geldumlaufsicherung! Das sollte nicht zuviel verlangt sein, ist aber schon schwer genug, wenn man bedenkt, dass von der Religion über Jahrtausende alle elementaren volkswirtschaftlichen Zusammenhänge quasi chirurgisch aus dem Begriffsvermögen der ganzen halbwegs zivilisierten Menschheit vollständig ausgeblendet wurden und darüber hinaus das Denkvermögen durch kindisches Moralgeschwafel einen schweren Schaden erlitten hat:


Einem religiös verblendeten Volk, das in systemischer Ungerechtigkeit existiert, ohne deren Ursache zu kennen, ist eine "Moral" immer leichter zu verkaufen als eine Erkenntnis. Nur ganz Wenigen gelingt es, die perfide Doppelmoral zu durchschauen,…

"Ich verurteile das Christentum, ich erhebe gegen die christliche Kirche die furchtbarste aller Anklagen, die je ein Ankläger in den Mund genommen hat. Sie ist mir die höchste aller denkbaren Korruptionen, sie hat den Willen zur letzten auch nur möglichen Korruption gehabt. Die christliche Kirche ließ Nichts mit ihrer Verderbnis unberührt, sie hat aus jedem Wert einen Unwert, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht. Man wage es noch, mir von ihren "humanitären" Segnungen zu reden! Irgendeinen Notstand abschaffen ging wider ihre tiefste Nützlichkeit, - sie lebte von Notständen, sie schuf Notstände, um sich zu verewigen…
    Der Parasitismus als einzige Praxis der Kirche; mit ihrem Bleichsuchts-, ihrem "Heiligkeits"-Ideal jedes Blut, jede Liebe, jede Hoffnung zum Leben austrinkend; das Jenseits als Wille zur Verneinung jeder Realität; das Kreuz als Erkennungszeichen für die unterirdischste Verschwörung, die es je gegeben hat, - gegen Gesundheit, Schönheit, Wohlgeratenheit, Tapferkeit, Geist, Güte der Seele, gegen das Leben selbst…
    Diese ewige Anklage des Christentums will ich an alle Wände schreiben, wo es nur Wände gibt, - ich habe Buchstaben, um auch Blinde sehend zu machen… Ich heiße das Christentum den Einen großen Fluch, die Eine große innerlichste Verdorbenheit, den Einen großen Instinkt der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist, - ich heiße es den Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit…"
                                                                                          
Friedrich Nietzsche (Der Antichrist, 1888)

…bis sie wissenschaftlich exakt erklärt werden kann:

"Betrachten wir uns die gegenwärtige Moral etwas genauer, so erkennen wir, dass es sich um eine doppelte oder sogar eine dreifache Moral handelt. Die in den Staatsgesetzen und in der öffentlichen Meinung verankerte Moral soll verhindern, dass der Einzelmensch in eigennütziger Weise gegen den Nutzen seiner Mitmenschen und damit gegen den Gemeinnutzen verstößt, z. B. durch Diebstahl und Betrug. Aber sie erreicht diesen Zweck nur in einem verhältnismäßig kleinen Teilbereich der menschlichen Gesellschaft, nämlich nur für die Menschengruppe der wirtschaftlich Schwachen, also der Arbeitenden. Der wirtschaftlich Starke, also der Kapitalist, hat ja die moralisch verwerflichen, d. h. durch die Gesetze verbotenen und durch die öffentliche Meinung verfemten Mittel nicht nötig zur Verwirklichung des Eigennutzes mit Schädigung der Mitmenschen und des Gemeinwohles und zwar im allergrößten und praktisch uneingeschränkten Ausmaß.
    Neben dieser offenkundig doppelten Moral gibt es aber noch eine dritte, von den wenigsten Menschen durchschaute Seite, bedingt durch das heimlich schlechte Gewissen der Vertreter und Nutznießer dieser verlogenen Moral. Hier handelt es sich freilich nicht um die Großkapitalisten, die ja ihr Gewissen, wenn sie je eines besaßen, längst abgetötet haben, sondern um die breite Schicht der bürgerlichen Bevölkerung, die Arbeiter und Rentner zugleich sind, z. B. Rentner des in eine kostspielige Berufsausbildung investierten Kapitals. Sie vertreten die kapitalistisch verzerrte Moral, die ihre wirtschaftlichen Vorteile gegenüber den völlig mittellosen, ausgebeuteten, arbeitenden oder arbeitslosen Bevölkerungsschichten sichert. Aber sie haben dabei das dunkle Gefühl, auch wenn sie es sich nicht offen eingestehen wollen und können, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Daher versuchen sie ihr krankes Gewissen durch ein anständiges bürgerliches Leben zu beschwichtigen oder, falls das noch nicht ausreicht, durch kirchliche Frömmigkeit, persönliche Mildtätigkeit, Unterstützung sozialer Hilfsmaßnahmen oder Eintreten für soziale Reformen, sofern diese nur nicht soweit gehen, ihre eigenen, wohlerworbenen und moralisch sanktionierten wirtschaftlichen Vorrechte zu gefährden. Den Gegensatz zwischen Gemeinnutz und Eigennutz halten sie für eine zwar betrübliche, aber selbstverständliche und unabänderliche Tatsache. Freilich können sie sich der in ethischer oder religiöser Einkleidung an sie herantretenden Einsicht nicht verschließen, dass sie der moralischen Forderung "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" ständig zuwiderhandeln und dass ihr wirtschaftliches Verhalten nur deshalb möglich und für sie vorteilhaft ist, weil sie das verbriefte Vorrecht der sozial gehobenen Schichten auf Kosten der unteren Gesellschaftsschichten ist. Aber sie beruhigen ihr Gewissen durch die nicht zu bestreitende Feststellung, dass es keinen oder fast keinen Menschen gibt, der gewillt und fähig ist, in seinem wirklichen Verhalten dem Gemeinnutzen auf Kosten des Eigennutzen zu dienen. Die Tatsache aber, dass alle Menschen Sünder sind, befreit den Einzelmenschen weitgehend vom Stachel des Gewissens und kann nötigenfalls als eine Kollektiverscheinung auch durch geeignete religiöse Kollektivmaßnahmen zwar nicht beseitigt, aber immerhin gemildert und verdeckt werden.
    Die wenigen Menschen, in denen der Wille und die Fähigkeit zur inneren Ehrlichkeit durch diese Moral noch nicht gestört wurde, wissen, dass der Egoismus, also das Streben nach dem Eigennutzen (Der Begriff "Eigennutz" ist sorgfältig vom Begriff "Selbstsucht" zu unterscheiden!) als Ausmaß des Selbsterhaltungstriebes eine natürliche und naturgewollte Tatsache und als solche für das Leben ebenso zweckmäßig wie notwendig ist. Eine Moral, die diese Tatsache offen oder versteckt, theoretisch oder praktisch verkennt, verdeckt, bestreitet oder bekämpft, ist deshalb in sich unwahr. Sie zwingt die Menschen dazu, entweder zu lügen, nämlich bewusst oder unbewusst andere oder sich selbst zu belügen, oder aber gegen diese Moral und damit gegen die Moral überhaupt sich aufzulehnen, sei es äußerlich oder innerlich, offen oder heimlich, ehrlich oder unehrlich, bewusst oder unbewusst. Nur wenige Menschen haben es im Lauf der Menschheitsgeschichte ernstlich versucht, diese Moral für ihr persönliches Leben zu verwirklichen, freilich kaum mit der zur nötigen Selbstaufgabe und Selbstvernichtung führenden Konsequenz, sondern nur mit dem Ergebnis, dass die schmerzliche Erkenntnis ihrer "Sündhaftigkeit" immer heftiger und verzweiflungsvoller wurde und sie sich durch den aussichtslosen Kampf gegen die natürlichen Triebe auch tatsächlich immer tiefer in wirkliche "Sünde", nämlich in unnatürliche und widernatürliche Verirrungen verstrickten.
    Der schleichende und fressende Schaden dieser verlogenen Moral artet in die akute Form einer Katastrophe aus, wenn sie im Dienst einer politischen, sozialen oder religiösen Gemeinschaft missbraucht wird. Der Egoismus des Einzelnen soll zum Wohl der Gemeinschaft unterdrückt werden, aber er findet nur eine willkommene Gelegenheit, sich unter der Maske der Gemeinschaftsidee im ehrlichen oder nur vorgeblichen Eintreten für diese ohne moralische Hemmungen auszuleben. Je länger und je stärker er unter dem Druck eines äußeren Zwanges oder einer inneren "moralischen" Forderung zugunsten einer machtpolitischen Gemeinschaft niedergehalten und aufgestaut wurde, desto heftiger, sinnloser und entarteter ist die Form seiner Entladung, wenn ihm endlich unter dem moralischen Deckmantel der Gemeinschaftsidee ein Ventil geöffnet wird. Die Geschichte der Völker und Parteien, der religiösen Bewegungen und Sekten, die Geschichte der Glaubens- und Parteikämpfe, innenpolitischen Maßnahmen und militärischen Kriege bis in die Gegenwart hinein ist übervoll von Beispielen für diese psychologisch so verständliche und menschlich so beschämende Tatsache.
    Der geschilderten, innerlich so verlogenen Moral mit all ihren, hier nur kurz angedeuteten schädlichen Auswirkungen stellen wir nun die natürliche und sinnvolle Ordnung entgegen, welche die Natürliche Wirtschaftsordnung nicht nur für die wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen untereinander darstellt, sondern auch für den Aufbau der Gesellschaft und darüber hinaus jeder menschlichen Gemeinschaft nahe legt. Die Grundlage jeder menschlichen Beziehung, also auch jeder menschlichen Gemeinschaft, ist der Leistungsaustausch im weitesten Sinn des Wortes. Jeder Mensch ist mit seinen wirtschaftlichen und kulturellen, mit seinen körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnissen auf die Hilfe und Ergänzung durch die Mitmenschen angewiesen und erhält sie auch als Gegenleistung für die Hilfe und Ergänzung, die er selbst den anderen gewährt. Der Leistungsaustausch geschieht ganz allgemein ebenso wie im Sonderfall des wirtschaftlichen Warentausches auf der Grundlage des freien Wettbewerbes nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage und ist stets für beide Teilnehmer vorteilhaft. Es gilt hier im Wesentlichen dasselbe Gesetz wie für den (direkten) Warentausch: für jeden der beiden Teilnehmer hat die beim Austausch empfangene Leistung den gleichen objektiven, aber einen höheren subjektiven Wert wie die dafür gegebene Gegenleistung. Der Egoismus, also das Streben nach Eigennutz, ist also moralisch nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten; denn der Gemeinnutz kann nur in dieser Weise durch Erfüllung des Eigennutzes gesichert werden und umgekehrt. Moralisch verwerflich, gesellschaftlich verfemt, gesetzlich verboten und mit Strafe bedroht aber ist die Selbstsucht, die den Eigennutzen auf Kosten des Gemeinnutzes mit Umgehung des Leistungsaustausches zu verwirklichen strebt, z. B. durch Diebstahl und Betrug nicht nur in dem üblicherweise verstandenen kleinen Maßstab, sondern auch im großzügigen Maßstab unserer gegenwärtigen kapitalistischen Geldwirtschaft und staatlichen Weltordnung. Aber auch die Selbstlosigkeit, d. h. der Verzicht auf Leistungsaustausch zugunsten des Gemeinwohles oder richtiger gesagt: der Verzicht auf eine handgreifliche Gegenleistung für die gebotene eigene Leistung wird den moralischen Heiligenschein verlieren; denn man wird erkennen, dass die meisten und vielleicht sogar alle selbstlosen Handlungen in Wahrheit nur die Befriedigung eines feineren, also edleren und darum wertvolleren Egoismus bezwecken."

Dr. Ernst Winkler (Theorie der Natürlichen Wirtschaftsordnung, 1952)

Friedrich Nietzsche hatte keinesfalls übertrieben. "Der Antichrist" war eine phänomenale wissenschaftliche Leistung, bevor "Die Verwirklichung des Rechtes auf den vollen Arbeitsertrag durch die Geld- und Bodenreform" (Silvio Gesell, 1906) geschrieben war. Bei diesem Kenntnisstand war es unvermeidlich, dass der bedeutendste deutsche Philosoph mit seinen Zeitgenossen nichts mehr anfangen konnte und schließlich an der Welt verzweifelte.

Eine "Leistung" ganz anderer Art ist dagegen die "Fähigkeit" von Schweinepriestern, Politikern und anderen berufsmäßigen Vollidioten (im ursprünglichen Wortsinn verstanden), bis heute gar nichts begriffen zu haben. Das ist aber auch vollkommen unwichtig, denn die Zivilisation braucht diese Dummschwätzer nicht. Im Gegenteil: Für die Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung muss das Volk nur erkennen, dass es niemals dümmer sein kann als jene, die außer Lügen nichts gelernt haben – ob sie es wissen oder nicht.


Stefan Wehmeier, 02.08.2015